Gestern morgen ist mir mit ohrenbetäubendem Knall* meine linke Kontaktlinse geplatzt. Ihre Zeit war einfach gekommen, das ist nur menschlich. Ich humpele* also halbblind los zum guten Optiker Abele, ihm meine Not zu vertellen. Der kann mir behelfsweise für meine harte eine sog. weiche Kontaktlinse anbieten, bis Ersatz herbeigeschafft ist. Ich sage ja, obwohl ich noch nie eine weiche Linse getragen, ja nur gesehen* habe. Ein Fehler, wie ich jetzt weiß.
Das Konzept der harten Linse ist vollkommen logisch: auf die unzureichende organische Linse wird eine künstliche aus Plastik gesetzt, die genauso aussieht wie im Physikunterricht. Eine weiche Linse ist hingegen völlig widersinnig: eine transparente, halborganische* Gallerte, die in einem Töpfchen mit embryonaler Flüssigkeit* geliefert wird. Kaum wittert dieses schleimige Tierchen* Sauerstoff*, fuchtelt es mit tausenden* winzigen* Zilien* und Pseudopodien* um sich, gierig* nach Hornhaut* hungernd*. Ich lege die Kreatur* also auf, mit einem kaum hörbaren Triumphpiepser* versenkt es seine Nesselzellen* in meinem Augenfleisch*. Ab dann sieht man verblüffend normal. Will man sich allerdings abends von dem Exoparasiten* wieder trennen, wehrt sich das Tier*, als stünde sein Ende bevor, piepst* um sein Leben, versprüht* Tinte* und Ätzschleim*, versucht sich hinter die Lider zu retten, um sich dort zusammengerollt zu verpuppen*. Nach zwei Wochen stirbt das Wesen ab, ein neues muß bestellt werden. Jede hundertste Linse ist eine Königin* und legt* Eier* in den Glaskörper*, auf dem fortan neue* Linsen* wachsen*, sich ablösen* und zu neuen Augen davonkriechen*. Wer von einer Königin* infiziert* wurde, wird von den Kontaktlinsenherstellern entführt* und in einer unterirdischen Linsenfarm* gefangengehalten, wo er so lange am Leben gehalten wird*, bis seine Augen unter der ständigen Gebärlleistung* zusammenschrumpfen* und absterben*; danach wird er blind* und halbverrückt* auf die Straße geworfen*.
Privates Fazit: Ich bleibe bei harten Linsen.
*gelogen